Freitag, 28. August 2009

Umsetzung 3

00.55 - 07.02 Uhr, IC 2021, Osnabrück – Frankfurt/Main – oder: Von vertrauten Gefühlen und noch kommenden Einflüssen

„Abends auf Reisen zu gehen hat etwas unabweisbar beglückendes, man kann es sich eigentlich nicht richtig erklären, aber da es anhält, vertraut man irgendwann darauf und deutet das marineblaue Gestöber ferner Wolken über dunkler belgischer Nordsee, leicht durchbrochen von stechenden Blitzen von Orange und Rot, als ein Bild der Zuversicht, kurz vor dem Aufbruch.“

(Steffen Kopetzky, „Grand Tour oder die Nacht der großen Complication“)



Nachtexpress: Intercity 2021 diente als rollende Trinkstube auf dem Weg nach Frankfurt

Mit leisem, aber vernehmbaren Zischen der Druckluftleitung der Bremsanlage kommt der nächtliche Intercity zum stehen. Die, die eine Reservierung, nicht aber einen Blick auf den Wagenstandsanzeiger geworfen haben, eilen hektisch entlang des Zuges, um ihren Wagen zu besteigen. Koffer werden gewuchtet, letzte Blicke ausgetauscht, unschlüssig gewunken. Mit dem Zugleiten der Schwenkschiebetüren ändern sich die Verhältnisse. Die, die eben noch warteten, werden zu Reisenden, werden enthoben aus dem Stand der Ungeduldigen, den sie mit denen, die sie zum Zug begleitet haben, noch teilen konnten. Mit dem Schließen der Türen mischen sich die Karten neu, es entstehen neue, wenn auch zeitlich begrenzte Gemeinschaften, und die Zusteigenden müssen sich ihren Platz in dieser Gemeinschaft der nachmitternächtlichen Ortsveränderung erst noch erkämpfen.

„Die Aufenthalte der Züge sind die riskanten Augenblicke, sie können die Reise beeinträchtigen, weil eine Veränderung geschieht, die Neuen kommen, die Anfänger, die noch Ungereisten – und dies alles in sehr kurzer Zeit gedacht."

(Peter Bichsel, Eisenbahnfahren)


Dies geschieht auch im ersten Wagen nach der Lokomotive, Wagen 12, und in den bin ich soeben eingestiegen. In seiner Glanzzeit, das muss in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein, war er ein Teil der großen europäischen Luxuszüge. Trans-Europ-Express, kurz TEE, hießen die, und während ich in den großzügig bemessenen Polstern versinke, kommen mir deren Namen und Destinationen in den Sinn und wer wohl in den letzten 35 Jahren auf welchen Wegen vor mir auf den inzwischen dadurch müde gewordenen Sitzen gesessen hat. Mit dem „Helvetia“ von Hamburg nach Zürich? Mit dem „Saphir“ von Dortmund nach Brüssel? Im „Erasmus“ von Den Haag nach München? Oder gar im „Rheingold“ von Amsterdam nach Genf? So oder so, ihre Zeit ist vergangen, die meisten Fahrzeuge ausgemustert oder umgebaut, und die, die geblieben sind, verdienen sich ihr Gnadenbrot in nächtlichen Intercities. Aufbrechend in die Dunkelheit und mit dem Einsetzen der Freude über die eigenen Umstände, die die Aufregung vor dem Aufbruch zuverlässig verdrängt hat, kaum dass die Türen zugefallen sind und der Zug sich in Bewegung gesetzt hat, setze ich die Kopfhörer auf und höre: Kraftwerk. „Trans Europe Express“ aus dem gleichnamigen 1977er Album.


Rendezvous on Champs-Elysees, leave Paris in the morning with TEE

IC 2021 indes verlässt nicht Paris, sondern Osnabrück, und während er das tut, fliegen die Lichter der Vororte, der Reihenhäuser und Ausfallstraßen und schließlich der Industriegebiete vorbei, und ich erlaube mir, das erste Bier im Abteil zu öffnen.

Nachtexzess: Ausgewogene Ernährung für die Fahrt - schließlich heißt es nicht umsonst, man solle ausreichend viel trinken!

Rauchen geht leider nicht mehr, was bedauerlich ist, denn ein verqualmtes Abteil bot neben der abschreckenden Wirkung auf eventuell Zusteigende auch stets die Gelegenheit, olfaktorische Hinterlassenschaften vormaliger Reisender korrigieren zu können. Ganz zu schweigen von den unverhofften Möglichkeiten mit ebenfalls rauchenden Mitreisenden ins Gespräch zu kommen, von wegen ob man mal Feuer hätte.

Mitreisende in nächtlichen Intercities sind, zumal in der ersten Wagenklasse, überwiegend erfreuliche Erscheinungen. Bei dem Versuch, sie zu kategorisieren, stellt man unweigerlich fest, dass sie alle reisen müssen. Doch haben sie nichts von der abgehetzten Routine der Berufspendler, auch scheint die Notwendigkeit der nachmitternächtlichen Ortsveränderung, auf der sie sich befinden, ihnen kein Unbehagen zu vermitteln. Man trifft selbstständige Handelsreisende, die durch die Nachtfahrt eine Hotelübernachtung sparen, Verliebte in einer Fernbeziehung, die ihr wertvolles Zusammensein bis zur Abfahrt des wirklich letzten Zuges hinausgezögert haben und noch lange nach dem Verlassen des Bahnhofes mit traurigen Blicken am Fenster des Seitenganges stehen, als könnten sie die nunmehr schmerzlich vermisste Person noch sehen. Auch begegnen einem gelegentlich Urlaubsreisende auf dem Weg zum Rhein-Main-Flughafen, und die Freude auf die schönsten Wochen des Jahres lässt sie gesprächig werden.

Auf der Bundesbahn, nachts um halb drei: Der Verfasser dieser Zeilen im nächtlichen Intercity

Vor einigen Jahren begegnete ich Lisa, das war im Gegenzug 2020, der damals noch von Passau aus verkehrte und in dem ich mich wiederfand, nachdem ich mich mit ein paar Freunden in München auf einen Nachmittag im Biergarten verabredet hatte und nun auf der Rückfahrt war. Ob sie Feuer hätte fragte ich sie auf der Höhe von Nantenbach, und das war natürlich ein Vorwand, denn zum einen sah man das deutlich, und zum anderen hatte ich – in einem weit weniger metaphorischen Sinne – selber welches. Das hätte allerdings tatsächlich nur zum Anzünden einer Zigarette gereicht.
Ob sie den vorgeschobenen Moment in meinem Anliegen erkannte, weiß ich nicht, aber sie lächelte und bot mir einen Platz an. 28 war sie und aus Osteuropa, das erkannte man an ihrem Akzent. Und an der extrovertierten Art, mit der sie geschminkt, parfümiert und gekleidet war. Diese unnachahmliche Mischung zwischen Straßenstrich und St. Moritz, die verzweifelt versucht, Grandezza zu sein und daran scheitert, indem sie doch nur die passende Ergänzung zu einer wohlmöglich gefälschten Louis-Vuitton-Handtasche abgibt. Aber hübsch war sie doch.

Lichter spiegeln sich im ruhigen Wasser des Rheins, und fast scheint es, als würde die Landschaft am stehenden Wagen vorbeiziehen, nicht umgekehrt

Begegnungen in nächtlichen Intercities finden statt unter der Annahme, dass man einander nach dem Aussteigen nicht wieder über den Weg laufen wird. Das führt zu einer intimen Offenheit, die durch die relative Enge des Abteils, in dem man sich befindet, noch verstärkt wird. Weil man sich nicht wiedersehen wird, nichts von dem Anderen weiß und in der Gewissheit ist, der Andere sieht das genauso, kommt man schnell vom obligatorischen Small-talk („Nach Duisburg sagen Sie? Beruflich?“) zu persönlichen Themen. Lisa war seit sieben Jahren in Deutschland, die typische Au-pair-Mädchen-Nummer, verstand sich allerdings mit dem Vater der Familie, die sie beherbergte, zu gut, weswegen sie fortan auf anderen Wegen versuchen musste, ihr Glück zu machen. Inzwischen war sie Vertreterin für ein Brillenreinigungsmittel, viel unterwegs, nur Hotel und Eisenbahn. Sie verdiene im Grunde nicht schlecht, aber da sie Wert auf gute Hotels und Zugfahrkarten erster Klasse lege, außerdem gepflegtes Auftreten (Prada!) wichtig sei und teures Make-up das einzige Hobby, dem sie auf Reisen nachgehen könne, blieb nicht so viel übrig. Lange wolle sie den Job auch nicht mehr machen, auch wenn sie – Ehrensache! – „immer voll Power“ gebe. Sesshaft wolle sie werden, eine Familie haben. Und in Duisburg, da habe sie einen Mann kennengelernt, Fotograf sei der, und den wolle sie nun besuchen. Deswegen der nächtliche Intercity. Sie habe auch Fotos dabei, die er von ihr gemacht habe, ob ich die sehen wolle?

Um es kurz zu machen: Ich habe Bewerbungsbilder erwartet oder solche, die man nach den Gepflogenheiten bürgerlicher Einrichtungsart auf dem Wohnzimmerschrank appliziert, und ich muss wohl zunächst ziemlich verlegen geschaut haben, als sie mir Aktfotografien vollendeter Freizügigkeit präsentierte, die entschlossen an der Schwelle zur Pornografie stehend zum finalen Schritt ansetzten. Aber hübsch war sie. Sehr sogar!

In Duisburg stieg sie aus, und weil die Ansage, dass es dazu kommen würde, erst mit dem Halten des Zuges einsetzte und wir nicht auf die Zeit achteten, reichte diese nicht mehr dazu, unsere Nummern auszutauschen, aber so waren die Regeln. Schade irgendwie.
Ein paar Wochen später ging ich, aus Hamburg von der Arbeit kommend, spätnachmittags durch den Bremer Hauptbahnhof, als ich inmitten der Bahnsteigunterführung einen Verkaufsstand für Brillenreinigungsmittel entdeckte und darin war: Lisa! In dem Bewusstsein, die Regeln unserer ersten Begegnung zu brechen, aber andererseits auch mit ungebrochener Wiedersehensfreude ,ging ich auf die geschickt ihre Reize zur Verkaufsförderung einsetzende Reisebekanntschaft zu, und obwohl die Umstände dieser zweiten Begegnung jedwede Intimität vermissen ließen, tauschten wir doch noch die Nummern aus. Sie blieb noch ein paar Tage in Bremen, wir trafen uns einige Male (mit dem Fotografen war es aus!), aber die unverhoffte Vertraulichkeit, die uns im Abteil des nächtlichen Intercities miteinander bekannt machte, blieb verborgen. Kam abhanden auf den Kilometern zwischen Duisburg und Bremen oder in den Tagen danach. Auch das sind offenbar die Regeln.

Heute Nacht sitzt mir Daniela gegenüber. Das wusste ich da noch nicht, also dass sie Daniela hieß. Wie sich im Gespräch herausstellte, war sie 19 und aus Lübeck. Zu welchem Ziel sie mit dem nächtlichen Intercity unterwegs sei, frage ich sie, und sie erklärt, dass sie nach Paris fahre. Sie beginne dort eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Mit der Eisenbahn fahre sie, weil das billiger sei und sie dabei keine Gepäckbeschränkungen beachten müsse. Diesen Umstand hat sie tatsächlich beeindruckend vollständig ausgenutzt: Ihren Koffer, den ich um den von ihm beanspruchten Platz einzunehmen auf die Gepäckablage wuchte, würde den Kerosinverbrauch eines durchschnittlichen Verkehrsflugzeuges tatsächlich ansteigen lassen. Das von mir angebotene Bier lehnt sie dankend ab, sie habe heute schon eines getrunken, und so erzählt sie mit schüchterner Euphorie von den Begleitumständen ihrer Reise, dass sie niemanden in Paris kenne, aber sich unheimlich auf die kommenden Begegnungen freue. Eine sehr junge Frau auf dem Weg in einen neuen Lebensabschnitt, und beinahe bin ich geschmeichelt, ihr dabei zumindest bis Köln ein wenig Gesellschaft leisten zu können. Da nämlich wird sie umsteigen.

Aber ihr fehlt jene leichte Melancholie, die Reisende in nächtlichen Intercities zumeist auszeichnet. Nur eine sehr junge Frau auf dem Weg in einen neuen Lebensabschnitt, den sie sicher meistern wird. Berechtigt optimistisch, aber berechenbar erscheinend und also fast ein wenig langweilig.

Wenig los in Wagen 12 - keiner, der an meinem Sechserträger teilhaben will...

Von vollkommen anderer Qualität war ein Reisender, dem ich vor etwa zwei Jahren auf demselben Zug begegnet bin. Ein Taxiunternehmer , ursprünglich aus Ägypten, der in den 80er Jahren anlässlich eines Architekturstudiums nach Ostberlin gekommen war. Auch er fuhr seinerzeit nach Köln, um bei den dortigen Ford-Werken sein neues Taxi abzuholen. Wir redeten von den reizvollen Zufällen menschlicher Begegnungen, und als ich ihm meine Geschichte mit Lisa erzählte, replizierte er begeistert eine Begebenheit, die ihm wiederfahren war. Zu Beginn seines Studiums kannte er niemanden in der großen, noch geteilten Stadt Berlin, zudem war er als Ausländer, der die Sprache nur sehr statisch und vermittels intensiver Sprachkurse beherrschte, vom Idiom der ihn umgebenen Menschen zunächst überfordert. Glücklicherweise traf er in einer Vorlesung bald auf einen jungen Mann, der ebenfalls aus Ägypten kam, und sie freundeten sich an, verlebten eine großartige Zeit, doch nach dem Ende des Studiums, welches parallel mit dem Ende der DDR verlief, verloren sie sich aus den Augen. Er ging nach Köln, wurde statt Architekt Taxifahrer, gründete eine Familie, machte sich selbstständig. Jahre später, Berlin war längst wieder vereint und schickte sich an, erneut eine Weltstadt von internationalem Rang zu werden, stand er mit seiner Frau und seinen Kindern an der Weltzeituhr vor dem Fernsehturm am Alex, um ihnen einen der Plätze seiner Vergangenheit zu zeigen. Und just, als er von seinem alten Freund aus Studententagen erzählte, stand der urplötzlich neben ihm, ebenfalls in Begleitung seiner Frau und seiner Kinder, ebenfalls um ihnen einen der Plätze seiner Vergangenheit zu zeigen. Unvorstellbar, lachte er, aber wahr! Solange das Leben solche Momente der Überraschung und der Freude für einen bereithalte, wolle er hundert Jahre alt werden, und es ist ihm zu wünschen, dass ihm das gelingt.

Inzwischen hat Intercity 2021 beinahe Dortmund erreicht.
Es geht durch nächtliche Landschaft, die durch die Dunkelheit zur Silhouette verkommt, nur manchmal aufgehellt durch die Blitze der Lokomotive, die mit 200 Kilometern in der Stunde das nächtliche Ruhrgebiet durchpflügt.
Es bauen sich Industriebauten verschiedener Verfallsstufen als geisterhafte Schatten der Vergangenheit auf der anderen Seite des Abteilfensters auf, vereinzelt illuminiert von künstlerisch inspirierten Lichtspielen an ihren Fassaden, gelegentlich unterbrochen von Leuchtreklamen hiesiger Brauereien. Ach ja, Kneipenwette. Bier. Vorher gehe ich kurz vor zum Lokomotivführer, erzähle ihm von meinem Projekt und frage, ob ich anlässlich einiger Fotos aus seiner Perspektive einen Teil der Strecke auf der Lokomotive verbringen könnte. Sein freundliches Lächeln paart sich mit der Frage, ob ich nüchtern sei, und fast ohne zu lügen kann ich bestätigen.

In Düsseldorf steige ich dann zu. Ausfahrt um kurz nach drei, die Stadt fliegt rasch vorbei ins Dunkel. Er gefalle ihm, der Dienst auf 2021, erzählt er mit leicht ins sächsische spielendem Dialekt. Großzügig bemessene Fahrzeiten, freie Strecken und ein leichter Wagenpark am Haken der rund 20 Jahre alten Lokomotive, eine entspannte Schicht, mit reizvollen Ausblicken auf Sonnenunter- und Aufgänge, insbesondere das Rheintal sei diesbezüglich immer eine Reise wert. Nur den Rhein in Flammen habe er noch nicht erleben können. Als ich ihm Nähres von meiner Wette und deren laufender Umsetzung erzähle, scheint er bestens unterhalten und merkt hochvergnügt an, dass ihm die Erreichnung des Ziels reichlich utopisch vorkomme und ich werde über Bau- und Langsamfahrstellen aufgeklärt. Einfahrend Köln grüßt neben dem allgegenwärtigen Dom noch die in vollkommener röte ausgeleuchtete Fassade des Paschas, Deutschlands größtem Eros-Center, und beides gibt ein zwar konträres, aber optisch durchaus gefälliges Ensemble ab.

Zufahrt auf (der Dom verrät´s) Köln zu nächtlicher Stunde

Am Kölner Hauptbahnhof verlasse ich die Lokomotive und finde einen deutlich leereren Wagen 12 vor. Noch kurz den Flughafen Köln/Bonn angefahren (Dort steigt dann der Rest aus) und schon ist das obere Mittelrheintal erreicht. In beinahe vollkommener Geräuscharmut gleitet unser Intercity durch die Nacht, zunächst noch auf der rechten Rheinseite. Und das ist dann doch ein wenig bedauerlich, denn Wagen 12 ist so eingestellt, dass die Abteilfenster nur bei linksrheinischer Fahrt auf das Wasser zeigen. Doch bei Koblenz wechselt er die Ufer, passiert die Rangieranlagen in Lützel und quittiert die Weichenstraßen des Hauptbahnhofs mit leichtem Schaukeln. In Szene gesetzt von der Leuchtreklame des Löhr-Centers erfolgt das endgültige Abbremsen kurz vor dem Stopp am Bahnsteig. Aussteigend, um das Rauchverbot im Inneren des Zuges zu umgehen und gleichzeitig einzuhalten, stehen nun die Fahrgäste des 2021 denen gegenüber, die – es ist beinahe halb sechs – auf das Eintreffen der Regionalbahn warten, die sie für einen weiteren Arbeitstag in ihr Büro in Niederlahnstein, ihr Touristenrestaurant in Rüdesheim, ihre Sparkasse in Boppard bringen wird. Noch etwas verschlafen, aber an diesen Zustand gewöhnt sind sie in ihre Gedanken versunken, umklammern Kaffeebecher oder Aktentaschen und blicken skeptisch gen Himmel, wo im ersten Dämmern des Morgens ein aufsehenerregendes Wetterleuchten vom aufkommenden Tag kündet.

Koblenz Hauptbahnhof in den frühen Stunden des Tages

Abfahrt, diesmal linksrheinisch. Jetzt stimmt die Ausrichtung des Wagens im Zug, zurücklehnend in die Polster des nur vom Notlicht des Seitenganges leicht beleuchteten Abteils lassen sich tausend Lichter bei ihrem gespiegelten Tanz auf der Oberfläche des Rheins beobachten, begleitet nur vom Raunen der Klimaanlage und dem gelegentlichen Wummern der Radsätze. Wunderschönes, sanftes Gleiten durch die Nacht.

"Die Luft ist kühl und es dunkelt/Und ruhig fließt der Rhein..."

Bei St. Goar grüßt der Loreley-Felsen, der viel zu sehr zu einem Bild für Deutschland hochstilisiert wurde, um in ihm die rein zufällige geologische Erscheinung zu sehen, die er genaugenommen doch nur ist. Tagsüber würden sich nun unzählige Touristen die Nasen an den Fenstern des Zuges plattdrücken und versuchen, den Felsen an der Flussbiegung durch die nicht zu öffnenden Fenster zu fotografieren.

"The sun/Blowing the moon away/Lights me up for/one more day"

Es folgen nun noch Boppard und Bingen, in Mainz ist es bereits hell und es steigen hektische Berufsreisende nach Frankfurt ein. Ende einer Nachtfahrt.

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